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Mit Unterstützung des Umweltförderprogramms Life+ der Europäischen Union.

Randring Perlmuttfalter


Randring-Perlmuttfalter (Boloria eunomia)
Randring-Perlmuttfalter (Boloria eunomia) © Bernhard Theißen

Wissenschaftlicher Name: Boloria eunomia

Schutzstatus: Rote Liste Deutschland: 2

Rote Liste NRW: 2S

FFH-Anhang –

Verbreitung: In Westeuropa inselartig; Schwerpunkte in Nordosteuropa, von dort erstreckt sich das Areal bis Ostasien. Die Art kommt auch in Nord-Amerika vor. In Deutschland ist sie selten und wird hauptsächlich im Schwarzwald, dem Alpenvorland und der Eifel sowie in Rhön und Vogesen angetroffen.

Lebensraum: Ähnlich wie der Blauschillernde Feuerfalter lebt der Randring-Perlmuttfalter auf blütenreichen Feuchtwiesen mit Vorkommen des Schlangenknöterichs (Polygonum bistorta) unter kühl-feuchten Klimabedingungen.

Besonderheiten: –

Die Flügelunterseite macht den Unterschied


Aussehen

Flügelunterseiten des Randring-Perlmuttfalter
Flügelunterseiten des Randring-Perlmuttfalter © Bernhard Theißen

Perlmuttfalter haben ihren Namen von perlmuttartig schimmernden Flügelzeichnungen auf der Unterseite ihrer Flügel. Der Randring-Perlmuttfalter (Boloria eunomia) stellt diesbezüglich eine Ausnahme dar (zumindest als Falter, s.u.). Seine Flügelschuppen sind ohne Perlmutteffekt versehen. Für den Biologen sind aber andere Zeichnungsmerkmale der Flügelunterseite wichtiger, denn auf ihnen beruht die Unterscheidung der Arten. Wie schon aus dem deutschen Name hervorgeht kennzeichnet eine Reihe von Ringzeichnungen am Rand der Hinterflügelunterseite die hier vorgestellte Art. Diese ist charakteristisch und unterscheidet Boloria eunomia unverwechselbar von anderen zunächst gleich erscheinenden Perlmuttfaltern.

Vorkommen

National betrachtet ist der Randring-Perlmuttfalter noch seltener als der Blauschillernde Feuerfalter. Überregional hingegen wird den deutschen Vorkommen zurzeit jedoch noch keine große Bedeutung zugesprochen, so dass ein besonderer europäischer Schutzstatus bisher nicht ausgewiesen worden ist. In der Nordeifel ist er verbreitet in den Talsystemen der Kall, der Rur sowie des Perlenbaches anzutreffen.

Der Randring-Perlmuttfalter teilt zwei wesentliche ökologische Ansprüche mit dem Blauschillernden Feuerfalter. Beide Arten leben ausschließlich auf ausgewählten, blütenreichen Feuchtwiesen der Mittelgebirge, wo ihre Raupen nur auf einer einzigen Nahrungspflanze – dem Schlangenknöterich leben. Bei Boloria eunomia geht die Abhängigkeit von dieser Pflanze sogar noch weiter. Die erwachsenen Falter nehmen fast ausschließlich den Nektar dieser einen Pflanzenart auf.

Brache mit Schlangenknöterich
Typischer Lebensraum des Randring-Perlmuttfalter © Bernhard Theißen

Lebenszyklus

Raupe des Randring-Perlmuttfalters
Raupe des Randring-Perlmuttfalters © Bernhard Theißen

Über die Jugendphase der Art, die Zeit des Ei- Raupen- und Puppenstadiums der Art besteht in vielerlei Hinsicht noch Unklarheit. Die Falter fliegen ab Mitte Mai bis Ende Juni/Anfang Juli. Zu der Frage wann aus den in dieser Zeit abgelegten Eiern (bis >10 je Ablageort) die Raupen schlüpfen, findet man keine verlässliche Angabe. Das liegt primär daran, dass die Raupen in der freien Natur nur selten gefunden werden. Sicher scheint zu sein, dass die Raupen überwintern. Ein Schlupf könnte vergleichsweise zeitnah nach der Eiablage (wenige Wochen?) erfolgen, wie in Laborversuchen belegt wurde. Hier konnte auch festgestellt werden, dass die Raupe schon in einem sehr frühen Stadium im August das Fressen einstellt und erst nach der Überwinterung damit fortfährt. Es gibt Vermutungen, dass sich deren Entwicklung zur Puppe auch durchaus über zwei Jahre hinziehen könnte, demnach eine zweimalige Überwinterung erfolgen muss. Nach der Überwinterung wurden Raupen schon ab März gefunden. Dabei gibt es offenbar häufiger Beobachtungen von Raupen, die auf Horsten abgestorbener Gräser (Rasenschmiele, Pfeifengras) die Frühjahrssonne zum „Sonnenbaden“ nutzen. Das ist generell keine ungewöhnliche Beobachtung, da dieses Verhalten bereits bei Raupen anderer überwinternder Schmetterlingsarten festgestellt worden ist. Eine andere Quelle berichtet, dass Raupen besonders bei Regenwetter gefunden werden können. Die Puppenruhe scheint nur wenige Wochen zu dauern – es sei denn, dass auch (?) diese überwintert.

Boloria eunomia Puppe
Beim Randring-Perlmuttfalter sind die namengebenden Perlmuttflecken lediglich an der Puppenhülle vorhanden © Bernhard Theißen

Naturschutzmaßnahmen

Pflegemaßnahme
Pflegemaßnahme

Hier gilt zunächst – wieder einmal – das gleiche, das bereits für den Blauschillernden Feuerfalter angeführt wurde. Die Feuchtbrachen als Lebensräume gilt es vor einer schleichenden Anreicherung von Nährstoffen zu bewahren. Da beim Randring-Perlmuttfalter aber die Raupe überwintert, muss man hier bei der Mahd besondere Vorsicht walten lassen. Berücksichtig man die derzeit vorliegenden Erkenntnisse über das Verhalten der Raupen, dann stellt zum Beispiel die Pflege von Brachebereichen mit vermehrtem Anteil von Rasenschmielen- oder Pfeifengras-Bulten eine besondere Herausforderung dar. Diese dürfen unter keinen Umständen innerhalb eines Jahres komplett ausgemäht werden.

Monitoring

Auch hier gilt, dass der Erfolg dieser Maßnahmen im Rahmen eines Monitoring vom “Rur und Kall” Team kontrolliert wird.

Web-Links

Weiterführende Literatur

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