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Mit Unterstützung des Umweltförderprogramms Life+ der Europäischen Union.

Die Kall – Lebensraum für Fische und Kleinlebewesen


Die Koppe ist ein fester Bestandteil der Fischfauna im Kalltal (Foto: Dr. B. Stemmer)
Die Koppe ist ein fester Bestandteil der Fischfauna im Kalltal (Foto: Dr. B. Stemmer)

Die Bachsohle von Kall und Nebenbächen weist anstehenden Fels oder Schotter verschiedener Größe auf. Dabei ist der Wechsel von rasch fließenden, flach überströmten Rauschen und langsam fließenden Vertiefungen (den „Kolken“) charakteristisch für die sogenannte „Obere Forellenregion“. Insbesondere die Bachforelle benötigt zum Laichen die flach überströmten, und daher sauerstoffreichen, kiesigen Rauschen. Mit der Schwanzflosse schlägt sie Laichgruben in den steinigen Untergrund. Neben der namensgebenden Bachforelle sind auch die Mühlkoppe (Groppe) und das Bachneunauge an diesen Lebensraum angepasst.

Das Bachneunauge ist ein Rundmaul.
Das Bachneunauge ist ein Rundmaul

Das Kieslückensystem, ein Hohlraumsystem aus abgelagertem Lockergestein, das sich dicht unter dem Oberflächenwasser befindet, ist vielerorts mit Sand oder Schlamm verstopft. Im Kalltal ist es aber weitgehend intakt und voller Leben. Es hat nicht nur für die Fische eine hohe ökologische Bedeutung. Es beherbergt Wasserorganismen wie Strudelwürmer, Bachflohkrebse, Wasserkäfer, Zuckmücken, Eintagsfliegenlarven und viele mehr. Untersuchungen im Rahmen des LIFE+-Projekts konnten aufzeigen, dass sich im Kalltal hochwertige Lebensgemeinschaften mit z.T. seltenen, in NRW über die Rote Liste als gefährdet eingestuften Insektenarten ausgebildet haben. So konnte beispielsweise am Raffelsbach die Zweigestreifte Quelljungfer (Cordulegaster boltonii) nachgewiesen werden. Diese große, an sauberen, kleinen Fließgewässern vorkommende Libelle ist eine Charakterart der Quellbäche und gilt als gefährdet und in Deutschland besonders geschützt.

Verrohrungen mit Absturz (hier Tiefenbach II) stellen unüberwindbare Hindernisse dar
Verrohrungen mit Absturz (hier Tiefenbach II) stellen unüberwindbare Hindernisse dar

Der Artenreichtum der Fische sowie anderer Wasserlebewesen hängt in hohem Maße davon ab, dass sie unterschiedliche Teillebensräume im Bach bewohnen können. So ist ein Wechsel zwischen Bachbett und Ufer sowie zwischen Wasserkörper und Kieslückensystem wichtig. Die flachen Uferbereiche bieten Schutz und erwärmen sich schneller. Das Kieslückensystem dient z.B. bei Hochwasser¬wellen oder Durchzug einer Verunreinigungswelle als Rückzugsort für Larven und kleine Fische und ermöglicht so zumindest einem Teil der Population ein Überleben.

Außerdem ist die Erreichbarkeit von kleinen Nebengewässern notwendig. Kommt es im Herbst durch starke Regenfälle zu entsprechend hohem Wasserstand, steigen die Forellen in die kleinen Seitenbäche auf, laichen ab und ziehen sich wieder in Kall oder Rur zurück. Die Jungfische aber können im kleinen Nebenbach ungestört von Fressfeinden aufwachsen. So gilt z.B. der Tiefenbach mit seiner hervorragenden Ausprägung als Kinderstube der Bachforelle.

Unüberwindbare Hindernisse wie glatte, schnell durchströmte Rohre, Staustufen, Wehre oder Abstürze hinter den Rohren führten in der Kall zu einer Trennung in einzelne Bachabschnitte. Außerdem waren viele Seitenbäche vor der Umsetzung des LIFE+-Projektes durch Verrohrungen von der Kall abgeschnitten.