Gewässerbauliche Maßnahmen
Während der fünfjährigen Projektlaufzeit von LIFE+ wurde die Kall bis in die Nebenbäche hinein mit 23 Einzelmaßnahmen für heimische Fischarten durchgängig gestaltet.
Zusätzlich wurden an zwei Bachläufen Sohlentfesselungen und Uferaufweitungen vorgenommen und an 4 Standorten Auegewässer u. a. für Amphibien, Libellen und Wasserfledermäuse optimiert bzw. großflächig neu angelegt.
Nur im Mündungsbereich der Kall in die Rur bei Zerkall konnten die Wehre der Papierfabrik trotz jahrelanger Verhandlungen nicht umgebaut werden. Hier verbleibt die Barrierewirkung insbesondere für die Wanderfischart Lachs.
Umbau von Wehren und Staustufen
Zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit in Simonskall wurde die Kall auf etwa 40 m als Bachschleife um das Wehr am Ortseingang herumgeführt. Das Wehr dient dem Abschlag des Wassers in einen Mühlgraben und durfte aus Gründen des Denkmalschutzes nicht rückgebaut werden.
Mit einem Sohlgefälle, das in etwa dem großräumigen Sohlgefälle der Kall entspricht und einer Sohlschüttung aus standortgerechten Wasserbausteinen wurde die Bachschleife naturnah ausgebildet. Im Zulaufbereich zur Bachschleife wird das Wasser so aufgeteilt, dass der größere Anteil ins neue Gewässerbett fließt und ein kleiner Teil weiterhin Richtung Wehr fließt, um den Mühlgraben zu beschicken.
Wir konnten bereits im Spätsommer 2017 bei Kontrollbegehungen feststellen, dass der neue Lebensraum von Bachforelle, Mühlkoppe und Junglachs in hoher Besatzstärke angenommen wurde.
Sohlentfesselung
Entnahme oder Umgestaltung von Verrohrungen
Nebengewässer, die in die Kall münden, waren oft durch Verrohrungen vom übrigen Gewässernetz abgeschnitten. In den Jahren 2014 und 2015 wurden 11 bestehende Verrohrungen durch Brücken ersetzt, um die Passierbarkeit für Wanderer, Radfahrer und Holztransporte weiterhin sicherzustellen, die ökologische Durchgängigkeit aber gleichzeitig wiederherzustellen oder zu verbessern. Die Brücken wurden an den vier größten Zuflüssen der Kall gebaut – am Tiefenbach I, Richelsbach, Klafterbach und Tiefenbach II.
Aus Gründen der Kostenersparnis konnten keine Holz- oder Natursteinbrücken errichtet werden. Es wurde eine Brückenkonstruktion aus Betonfertigteilen gewählt. Diese ist aber im Gegensatz zu üblichen Kastenprofilen nach unten offen, sodass der Bach mit natürlicher Bachsohle unter dem Bauwerk hindurchfließen kann.
Die fertige Brücke am Bosselbach etwa 1 Jahr nach der Fertigstellung: eine natürliche Bachsohle ohne Abstürze ermöglicht Fischen und Kleinlebewesen eine freie Wanderung auch im Bereich des Brückenbauwerks.
Weitere vier Durchlässe mußten nicht entfernt werden. Hier konnte durch das Einbringen eines VIies bzw. durch Einbringen von Steinriegeln die Durchwanderbarkeit für Fische und Kleinlebewesen wiederhergestellt werden. Auf diese Weise können Bachforelle und Mühlkoppe z. B. den 55 m langen Durchlass unter der Panoramastrasse zwischen Vossenack und Schmidt wieder passieren und so ins Tiefenbachsystem aufsteigen.
Die eingebrachten Steinriegel führen durch einen leichten Aufstau zur Verringerung der Strömungsgeschwindigkeit im Durchlass. Der Bach wird jetzt in Kurven von rechts nach links geführt. Hinter den Steinriegeln befinden sich strömungsberuhigte Zonen, in den die Fische beim Durchwandern pausieren können und in denen sich vermehrt Bachsediment ablagern kann. Bei einer Kontrollbegehung 2017 konnten Bachforellen und Mühlkoppen im gesamten Durchlass nachgewiesen werden.
Im folgenden Link finden Sie Steckbriefe zu den von uns umgebauten Durchlässen bzw. Brücken:
Furten
Unbefestigte Furten können zu unnötigem Sedimenteintrag ins Gewässer führen. Daher werden exemplarisch einzelne Furten im Projektgebiet mit regionalem Steinmaterial versteift.