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Mit Unterstützung des Umweltförderprogramms Life+ der Europäischen Union.

Blauschillernder Feuerfalter


Blauschillernder Feuerfalter (Lycaena helle)
Blauschillernder Feuerfalter (Lycaena helle) © Bernhard Theißen

Wissenschaftlicher Name: Lycaena helle

Schutzstatus: Rote Liste Deutschland: 1

Rote Liste NRW: 1S

FFH-Anhang II und IV

Verbreitung: Die Gesamtverbreitung erstreckt sich von Westeuropa bis nach Ostasien. In Deutschland ist das Vorkommen der Art auf nur sechs Regionen, darunter einige Mittelgebirge sowie das Alpenvorland beschränkt.

Lebensraum: Der Blauschillernde Feuerfalter lebt in blütenreichen Feuchtwiesen mit Vorkommen des Schlangenknöterichs (Polygonum bistorta) unter kühl-feuchten Klimabedingungen.

Besonderheiten: Erst kürzlich wurde beobachtet, dass die Falter zur Nachtruhe offensichtlich Gehölze aufsuchen.

Europäisches Symbol artenreicher Mittelgebirgstäler

Blauschillernder Feuerfalter auf Schlangenknöterich
Blauschillernder Feuerfalter auf Schlangenknöterich © Bernhard Theißen

Deutschland darf sich glücklich schätzen, europäische Verantwortung für den Blauschillernden Feuerfalter (Lycaena helle) zu tragen. Das Vorkommen dieser FFH-Art kennzeichnet unversehrte und lebendige Auen intakter Mittelgebirgslandschaften. Nur dort wo saubere Bäche durch blütenreiche Feuchtwiesen fliessen, kann dieser Schmetterling angetroffen werden.
Die Nordeifel ist eine von nur sechs Regionen im Land, die die geeigneten Qualitäten besitzt. Dazu tragen neben einer schonenden Landnutzung auch Klima und Boden bei. Die ökologischen Ansprüche der Art werden unter kühl-feuchten Bedingungen auf mäßig sauren, nährstoffarmen Böden am besten erfüllt. Während der nacheiszeitlichen Wiederbesiedelung Mitteleuropas konnte sich der Blauschillernde Feuerfalter daher ausschließlich in höheren Lagen einiger Mittelgebirge sowie des Alpenvorlandes dauerhaft ansiedeln.

Feuchtwiese mit Schlangenknöterich
Feuchtwiese mit Schlangenknöterich © Bernhard Theißen

Ein entscheidender Faktor für das Vorkommen der Art ist die Präsenz des Schlangenknöterich (Polygonum bistorta), einer bis zu 1,20m hohen Staude die mit ihren rosafarbenen Blütenständen kaum zu übersehende, flächige Bestände ausbildet. Die Raupen des Blauschillernden Feuerfalters ernähren sich in Mitteleuropa ausschließlich von den Blättern dieser Pflanze. Der Falter saugt mit Vorliebe an ihren Blüten Nektar, nimmt aber auch zahlreiche andere Blütenpflanzen als Nahrungsquelle an.

Aussehen

Weibchen des Blauschillernden Feuerfalters
Weibchen des Blauschillernden Feuerfalters © Bernhard Theißen

Der Blauschillernde Feuerfalter ist aufgrund seiner geringen Flügel-Spannweite von nur 2,5-3cm und der dunklen Färbung der Flügel-Oberseite zunächst sehr unscheinbar. Erst wann man sich ihm nähert und Details differenziert werden können, klärt sich die Frage nach der Namensgebung des Schmetterlings. Etliche besonders strukturierte Flügelschuppen brechen das einfallende Licht derart, dass hauptsächlich die blauen Anteile reflektiert werden. Die Flügeloberseite erscheint dann blau-violett und schillert bei jeder Bewegung des Falters, mit der sich der Blickwinkel zum Betrachter ändert. Das Ausmaß dieser Färbung ist zwischen den Geschlechtern unterschiedlich. Während die Flügeloberseite der Männchen nahezu vollständig blau schillert, beschränkt sich die Färbung bei den Weibchen auf kleine Bereiche.

Blauschiller Serie
Ein Männchen bewegt sich zur Nektaraufnahme auf einer Blüte. Der Blickwinkel entscheidet darüber, ob wir die Blaufärbung wahrnehmen. © Bernhard Theißen

Lebenszyklus

Ei
Ei des Blauschillernden Feuerfalters (ca. 1mm) © Bernhard Theißen

Der Lebenszyklus des Falters entspricht dem hochentwickelter Insekten. Aus einem Ei schlüpft eine Raupe (ab ca. Mitte Juni), welche sich innerhalb von zwei bis drei Wochen zu einem bewegungsunfähigen Stadium – der Puppe – entwickelt. Die Puppenruhe beginnt ab Mitte Juli/Anfang August und endet mit dem Schlupf des erwachsenen Falters ab Mai bis Ende Juni des darauf folgenden Jahres. Die verpaarten Weibchen legen in dieser Zeit ihre Eier einzeln an Blätter des Schlangenknöterichs ab.


Durchstossenes Ei und Jungraupe (bitte suchen!) © Bernhard Theißen

Eier lassen sich vergleichsweise einfach finden. Sie werden an der Blattunterseite abgelegt, meistens in einem Abstand einer Falterlänge vom Rand aus gesehen. Wie bei Feuerfaltern üblich weisen sie eine Golfball-artige Struktur auf. Findet man ein Ei mit Loch in der Mitte, dann lohnt sich die Suche nach der Jungraupe. Diese ist je nach Aufenthaltsort auf dem Blatt relativ gut getarnt.

L3 Raupe
Eine halberwachsene Raupe frisst das feine Pflanzengewebe zwischen den feinen Blattadern heraus © Bernhard Theißen

Die Raupen verursachen je nach Alter unterschiedliche Fraßbilder. Die frühen Stadien arbeiten das zarte Blattgewebe zwischen den festeren Blattadern heraus. Die Ursache dieser “Vorliebe” können mangelnde Kraft, zu schwache Mundwerkzeuge oder Probleme bei der Zersetzung der Nahrung sein. Letztendlich resultiert aus dem Verhalten ein mosaikartiges Muster.


Die erwachsene Raupe verursacht einen auffälligen Lochfraß © Bernhard Theißen

Die erwachsene Raupe unterscheidet kaum mehr zwischen Blattgewebe und Aderung. Wenn es sein muß werden auch kräftigere Blattadern durchfressen. Die Mittelrippe wird aber allenfalls an der Blattspitze angeknabbert. Dieses Fraßverhalten hilft bei der gezielten Suche. Den sogenannten “Fensterfraß” der Raupe kann man mit etwas Übung von den Fraßspuren anderer Tiere wie z.B. Schnecken, Käfer- oder Blattwespenlarven unterscheiden.
Das Aussehen der Raupe ist im Vergleich mit jener anderer Schmetterlingsarten eher ungewöhnlich. Sie erinnert vielmehr an eine Assel, da der Körper nicht drehrund sondern seitlich abgeflacht ist und die sehr kurzen Beine gar nicht zu sehen sind.

Naturschutzmaßnahmen

Pflanzenkundliche Kartierungen der derzeit besiedelten Feuchtbrachen entlang der Kall und ihrer Nebenbäche geben Hinweise auf eine schleichend einsetzende Veränderung der Vegetation. Als Ursache wird eine Erhöhung der Nährstoffversorgung angesehen. Diese kann über die an die Brachen angrenzende landwirtschaftliche Nutzung, über atmosphärischen Eintrag oder aus sich selber heraus als Folge einer Streuakkumulation erfolgen.

Feuchtwiese
Feuchtwiese © Bernhard Theißen

Ein Weg dieser ungewünschten Düngung und damit der Vegetationsveränderung entgegenzuwirken, ist die jährliche Mahd der Feuchtbrachen. Mit der Abfuhr des Mahdgutes werden den Flächen so gleichzeitig Nährstoffe entzogen. Diese Maßnahme muss aber auf den Lebenszyklus der Schmetterlingsart abgestimmt werden. Aus Rücksicht auf das sensible Raupenstadium wird eine Mahd frühestens im Spätsommer ausgeführt, wenn das Puppenstadium erreicht ist. Die Puppe heftet sich aber an die Blätter des Schlangenknöterichs und gelangt mit Ihnen in die Streuschicht. Dadurch besteht die Gefahr, dass beim Austrag des gemähten Heus auch die Puppen aus der Fläche geräumt werden. Als Konsequenz werden die Feuchtbrachen jährlich nur abschnittsweise an verschiedenen Stellen gemäht, damit zumindest für Teile der Falter-Population der Fortbestand gesichert ist.

Monitoring

Der Erfolg dieser Maßnahmen wird vom “Rur und Kall” Team im Rahmen eines Monitoring kontrolliert. Dabei werden sowohl Vegetationsveränderungen als auch Verbreitungsschwerpunkte von Faltern und Raupen in ihrem Lebensraum kartiert. Zur dauerhaften Bestandssicherung des Blauschillernden Feuerfalters sind diese Beobachtungen unabdingbar notwendig.

Web Links

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